Hanswursts Hochzeit

„Ich mögt wohl meine Pritsche schmieren / Und sie zur Thür hinaus formiren / Indessen was hab ich mit den Flegeln / Sie mögen fressen und ich will vögeln“

Es gibt zahlreiche Rituale: Sie dienen der Initiation, der Organisation des Alltags, der Besinnung oder dem menschlichen Miteinander. Doch es gibt auch Rituale, die dem Schutz dienen, nicht nur vor „bösen Geistern“, sondern auch vor dem Grotesk-Abgründigen, was sich hinter der Fassade des Einzelnen – die selbst wiederum nur durch Rituale bestehen kann – verbirgt. Goethes frühes Werk HANSWURSTS HOCHZEIT, ein mikrokosmisches Drama, reist auf lustvoll-derbe Weise diese Fassaden ein und zeigt uns im Rahmen des hochromantischsten Rituals überhaupt – der Vermählung zweier Menschen – wie eklig die ganze Angelegenheit werden kann, wenn offenbar wird, dass es letztlich doch immer nur um „das eine“ geht.

Das Publikum wird im Rahmen dieses Projekts zur „grotesken Hochzeitsfeier“ von Hanswurst und Ursel Blandine, dargestellt von den Figurenspielern Winnie Luzie Burz und Jan Jedenak, eingeladen, es wird live dabei sein, wenn der absurde Reigen geleitet und begleitet von einer Hochzeitskapelle, die die aberwitzigsten Trauungsmärsche und Einlagen spielt, seinen akustisch-wahnwitzigen Lauf nehmen wird.

Fünf Münchner Komponistinnen und Komponisten – Vertreter verschiedener Generationen und Genres – schreiben anlässlich des Münchner Faust-Festivals 2018 musikalische Szenen, denen das Goethe-Fragment „Hanswursts Hochzeit oder Der Lauf der Welt“ zugrunde liegt. Dieses kurze Fragment des jungen Goethe gilt als sein erster Versuch, sich dem Faust-Thema zu nähern. Es steht in der Tradition derber Jahrmarkts-Puppenspiele, zu deren Repertoire auch die Puppenspiel-Version des Faust-Stoffs gehörte.

Die Figurenspielerin Winnie Luzie Burz wird mit Kollegen das Spiel in Szene setzen und eine Sängerin, ein Sänger sowie ein Kammermusikensemble werden die Musik von Franz-David Baumann, Hans-Henning Ginzel, Helga Pogatschar, Johannes X. Schachtner und Katharina Schmauder zum Klingen bringen.

Die Konzertanten Szenen nach dem Goethe-Fragment für Sänger/Sprecher, Figurenspieler und Ensemble sind ein Projekt des Vereins Tonkünstler München e.V., dem über 1.200 professionelle Musiker angehören, vor allem Komponisten, Interpreten und Musikpädagogen.

Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Sammlung Puppentheater / Schaustellerei und der Sammlung Musik im Münchner Stadtmuseum.

Franz-David Baumann, Komponist
Hans-Henning Ginzel, Komponist
Helga Pogatschar, Komponistin
Johannes X. Schachtner, Komponist
Katharina Schmauder, Komponistin
Katharina Heißenhuber, Sopran
Wolfgang Wirsching, Bariton
Winnie Luzie Burz, Figurenspielerin, Konzeption
Jan Jedenak, Figurenspieler, Konzeption
Levin Handschuh, dramaturgische Begleitung
Ensemble Blauer Reiter
Leitung: Armando Merino

Dauer: 75 Minuten
Premiere: 2018